Beschreibung
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Wir alle kennen dieses Prickelns auf der Haut, bei dem sich die Körperhärchen aufstellen. Oft geht dieses Gefühl einher oder wird gleichgesetzt mit Frösteln, Schauer sowie bestimmten positiven und negativen emotionalen Zuständen. Weil die Haut dabei so hügelig wie bei einer gerupften Gans aussieht, sprechen wir von „Gänsehaut“. Weniger bekannt ist dagegen, dass dieses Prickeln auf der Haut eine spirituelle Bedeutung hat, und zwar bei intensiven Erlebnissen, die Menschen in der Kommunikation mit einer göttlichen oder heiligen Macht oder Kraft erfahren. Das Prickeln ist somit ein Phänomen, das unsere Alltagswelt mit unseren spirituellen Bemühungen verbindet.
Mir selbst ist die tiefere Bedeutung dieses Prickelns durch die Vermittlung des im Schweizer Emmental lebenden Sehers Nestor, bei dem ich lerne, bewusst geworden. Für Nestor nimmt es eine Schlüsselstelle in der Bewusstseinsentwicklung ein. Er interpretiert dieses Gefühl als „reine Energie, die aus dem Körper in das Bild als ein Ganzes fliesst“. Diese Energie ist umgewandelte sexuelle, emotionale und gedankliche Energie, die wir durch das Prickeln an alle und alles selbstlos verschenken. Spirituelle Fortschritte zeigen sich u.a. darin, dass wir dieses Prickeln länger und vermehrt erleben, bis hin zu einer bewusstseinsverändernden Ekstase. Inspiriert durch Nestors Lehre und eigenem Erleben habe ich der Bedeutung dieses Phänomens in unserer und anderen Kulturen nachgespürt. In diesem Artikel beschreibe ich, wie die Gänsehaut in der indischen Tradition aufgefasst wird.
Die indische Schrifttradition kennt verschiedene Sanskrit-Namen für dieses Phänomen, z.B. hrsh, harshana, pulaka, romancita etc. Diese sind sowohl in positiven wie negativen, in profanen wie religiösen Situationen anzutreffen. Es fällt auf, dass die Gänsehaut wie in der westlichen Tradition in seinem ganzen Spektrum wahrgenommen wird: Auslöser können bestimmte Krankheiten sein, physikalische Einwirkungen und Sinnesreize wie Kälte und Berührung, sowie Emotionen wie Freude, Ärger, Verwunderung…