Beschreibung
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Menschen, die klinisch tot waren und wiederbelebt werden konnten, berichten oft von aussergewöhnlichen und tiefgreifenden Erfahrungen im Zustand der Todesnähe – Erfahrungen, die wissenschaftliches und religiöses Denken gleichermassen herausfordern. Einige Elemente von Nahtoderfahrungen weisen Ähnlichkeiten mit der alltäglichen Wahrnehmung von Mouches volantes auf. Die These dieses Artikels ist es, dass wir in den Mouches volantes und anderen entoptischen Erscheinungen Bewusstseinsphänomene haben, deren Existenz sich in Nahtodzuständen – und möglicherweise über den Tod hinaus – in intensiverer Form fortsetzt.
Was ist eine Nahtoderfahrung?
Erzählungen von Menschen in Todesnähe sind uns aus vielen Kulturen und Zeiten übermittelt. Für die Menschen im Westen bezeugte das Phänomen jahrhundertelang die Existenz von Himmel und Hölle. Seit dem Ende des 19. Jh. beschäftigen sich Wissenschaftler mit den mystischen und lebensverändernden Nahtoderfahrungen. Doch erst in der zweiten Hälfte des 20. Jh. stiess das Phänomen auf ein breiteres wissenschaftliches und öffentliches Interesse. Nach Vorarbeiten von Forscherinnen und Forschern wie Elisabeth Kübler-Ross, Russel Noyes, und Robert Crookall (vgl. Corazza 2008) veröffentlichte der Philosoph und Psychiater Raymond Moody sein populäres Buch Life after life (dt. „Leben nach dem Tod“, 1975). Dieses wurde zum Bestseller und brachte die in der modernen Industriegesellschaften stark tabuisierten Themen Tod und Sterben ins öffentliche Gespräch…