Beschreibung
(pdf Datei, 10 Abb.)
Entoptische Erscheinungen sind Phänomene, die innerhalb des menschlichen Sehsystems verursacht werden, die der Betrachter aber ausserhalb von sich zu sehen glaubt. Während die moderne westliche Schulmedizin solche Erscheinungen auf physiologische Vorgänge reduziert und ihnen damit keinerlei kulturelle und spirituelle Bedeutung beimisst, haben Künstlerinnen und Künstler ein viel kreativeres und produktiveres Verhältnis zu dem, was stets da ist, obwohl wir es häufig nicht sehen – und nach gängigen Idealen auch keinen Anreiz haben sollten, es anzuschauen. Dies liegt in der Natur von entoptischen Erscheinungen. Sie gehen Hand in Hand mit einer Kunst, die alternative Perspektiven und Wahrnehmungen vermitteln will. Ein Überblick über bildende Künstler, die sich durch entoptische Phänomene inspirieren liessen.
Als moderne Kunstrichtung wurde die Darstellung von entoptischen Phänomenen erst vor kurzem als solche erfasst. Zwar weiss man seit längerer Zeit, dass einzelne dieser Erscheinungen auf Künstler inspirierend wirken können; z.B. nennt der Kunsthistoriker A. E. Iribas eine Reihe von zeitgenössischen wie früheren Künstlern und Kunstrichtungen, die durch Phosphene inspiriert sind – verschiedenfarbige leuchtende Formen und Muster, die man vorwiegend im Dunkeln sieht. Doch erst die Norwegerin Jorunn Monrad spricht in einem Artikel von 2003 von „entoptischer Kunst“ und weist damit auf das inspirierende Potenzial von allen inneren Phänomene hin, die keine Visionen oder Halluzinationen sind: “In 2003 I discovered that my work was entoptic, after having created such images since 1988. I used quotations from Thomas De Quincey in a catalogue in 1993, due to the striking parallels between his visions and my images. On reading Benjamin’s research on drug-induced hallucinations I made more in-depth research on the phenomena, which resulted in this article (www.entopticart.com).“
Um festzustellen ob ein Künstler „entoptic art“ betreibt, geht Monrad von Studien aus, die auf Arbeiten von Physiologen, Psychologen und Neurologen aus der ersten Hälfte des 20. Jh. basieren; diese untersuchten die Natur entoptischer Erscheinungen und legten dabei eine Reihe von Grundformen fest, die für solche Wahrnehmungen charakteristisch sind…