Beschreibung
Seit Jahrhunderten versuchen Gelehrte, eine Erklärung für die beweglichen Punkte und Fäden im Gesichtsfeld zu finden. Schon früh dachte man sich die Ursache im Auge und verstand das Phänomen als eine Störung oder Degeneration irgendwo zwischen Pupille und Netzhaut – heute gelten Mouches volantes als Trübung des Glaskörpers. Genaue Beobachtungen aber enthüllen geordnete Strukturen und lassen die Degenerationsthese fragwürdig erscheinen. Im Nervensystem des Sehens befinden sich ähnliche Strukturen – was zur Vermutung führt, dass die fliegenden Mücken dort ihren Ursprung haben. Der vierte Teil bildet den Abschluss der Serie.
Teil 4: Weitergehende Überlegungen und Einwände
Mit der polaren Zentrum-Umgebung-Organisation sowie den verschiedenen Schichten der Wahrnehmung bzw. visuellen Verarbeitung weisen MV und die Neuronen in Netzhaut und Hirn eine verblüffende Ähnlichkeit auf. Somit ist es denkbar, dass die subjektiven Kugeln und Fäden in unserem Gesichtsfeld ein Produkt der rezeptiven Feldeigenschaften der Nervenzellen im Sehsystem sind. Mouches volantes wären demnach nicht die chaotische „Störung“ im Glaskörper, als die sie heute angenommen wird, sondern ein natürlicher Teil des neurophysiologischen Systems.
Eine solche Behauptung steht im Widerspruch zur heute allgemein akzeptierten Vorstellung über MV. Ich will daher einige mögliche Einwände aufgreifen und ein paar Gedanken dazu formulieren: Wenn MV der visuelle Ausdruck von rezeptiven Feldern sind – warum können wir überhaupt rezeptive Felder sehen? Und warum können wir nur vereinzelte davon sehen, und nicht dieselbe Fülle, die wir in der Netzhaut antreffen? Eine weitere Frage betrifft die Bewegung von MV: Warum erfahren wir die MV in unserem Gesichtsfeld als so beweglich, z.T. durch unseren Blick beeinflussbar, z.T. eine Eigenbewegung aufweisend – wenn es sich dabei um unbewegliche rezeptive Felder in der Netzhaut handelt? Und schliesslich: Wie kann die Ursache der MV im neuronalen visuellen System liegen, wenn Augenärzte ihre Patienten von MV durch die Vitrektomie (Glaskörperentfernung) befreien…