Beschreibung
Mouches volantes – Glaskörpertrübung oder Bewusstseinslicht? Der Blick auf die Religionen lässt vermuten, dass Mouches volantes für viele Menschen eine spirituelle Bedeutung hatten. In diesem Artikel werden Mouches-volantes-Motive im Hinduismus vorgestellt.
Alle haben sie, fast alle sehen sie, und nur wenige schauen hin: die vereinzelten, transparenten und beweglichen Punkte und Fäden im Blickfeld. In der Augenheilkunde werden sie „Mouches volantes“ genannt und als Glaskörpertrübung verstanden. Dieser Artikel basiert auf der seherischen Erfahrung, dass Mouches volantes keine Trübung, sondern eine leuchtende Struktur und ein Ausdruck unseres Bewusstseinszustandes sind. Deshalb nenne ich sie im Folgenden „Leuchtstruktur“ oder „Leuchtkugeln“ und„Leuchtfäden“.
In meiner weiteren Forschung fand ich zahlreiche Hinweise darauf, dass die Kugeln und Fäden der Leuchtstruktur – zusammen mit anderen entoptischen Erscheinungen – bereits von früheren Menschen vieler Kulturen wahrgenommen wurden. Die Vermutung ist, dass frühe Ekstatiker oder Schamanen sie während Praktiken der rituellen Bewusstseinsveränderung gesehen, mythisch oder spirituell gedeutet und künstlerisch ausgedrückt haben. Und dass diese Erscheinungen von da Eingang in die frühen Zivilisationen gefunden haben oder auch immer
wieder neu entdeckt wurden. In dieser Artikelreihe entwickle ich diese Idee weiter: Als sich die Religionen als eigene Systeme herauszubilden begannen, wurden auch sie Träger der Leuchtstruktur-Symbolik. Mit dieser These widmet sich der vorliegende Artikel dem Hinduismus mit Schwerpunkt auf dem Yoga.
Der Hinduismus
„Hinduismus“ ist eine Sammelbezeichnung für Religionen, die auf dem indischen Subkontinent entstanden sind und die Autorität der Veden anerkennen. Die Veden sind die heiligen Texte der Indo-Arier, ein halbnomadisches Reitervolk aus Zentralasien. Die Arier siedelten ab ca. 1800 v. Chr. im Nordwesten Indiens. Ihre Priester, die Brahmanen, führten Opferrituale gemäss den vedischen Texten durch. Im Verlauf des ersten Jahrtausends v. Chr. gerieten die vedischen Rituale und die Vorherrschaft der Brahmanen in Kritik. An die Stelle der Aufrechterhaltung der sozialen und rituellen Ordnung trat als neues Ideal die individuelle Befreiung (Skr. moksha) aus dem Wiedergeburtenkreislauf (Skr. samsara) und die Erkenntnis der Identität der eigenen Seele (Skr. atman) mit der universellen Weltseele (Skr. brahman). Die jüngsten vedischen Textschichten, die Upanishaden, waren Ausdruck dieser neuen esoterisch-asketischen Spiritualität. Sie zeugen von den Anfängen des Yoga…