Beschreibung
Mouches volantes – Glaskörpertrübung oder Bewusstseinslicht? Der Blick auf die Religionen lässt vermuten, dass Mouches volantes für viele Menschen eine spirituelle Bedeutung hatten. In diesem Artikel werden Mouches-volantes-Motive im Islam vorgestellt.
Alle haben sie, fast alle sehen sie, und nur wenige schauen hin: die vereinzelten, transparenten und beweglichen Punkte und Fäden im Blickfeld. In der Augenheilkunde werden sie „Mouches volantes“ genannt und als Glaskörpertrübung verstanden.
Dieser Artikel basiert auf der seherischen Erfahrung, dass Mouches volantes keine Trübung, sondern eine leuchtende Struktur und ein Ausdruck unsere Bewusstseinszustandes sind. Deshalb nenne ich sie im Folgenden „Leuchtstruktur“ oder „Leuchtkugeln“ und „Leuchtfäden“.
In meiner weiteren Forschung fand ich zahlreiche Hinweise darauf, dass die Kugeln und Fäden der Leuchtstruktur – zusammen mit anderen entoptischen Erscheinungen – bereits von früheren Menschen vieler Kulturen wahrgenommen wurden. Die Vermutung ist,dass frühe Ekstatiker oder Schamanen sie während Praktiken der rituellen Bewusstseinsveränderung gesehen, mythisch oder spirituell gedeutet und künstlerisch ausgedrückt haben. Und dass diese Erscheinungen von da Eingang in die frühen Zivilisationen gefunden haben oder auch immer wieder neu entdeckt wurden. In dieser Artikelreihe entwickle ich diese Idee weiter: Als sich die Religionen als eigene Systeme herauszubilden begannen, wurden auch sie Träger der Leuchtstruktur-Symbolik. Mit dieser These widmet sich der vorliegende Artikel dem Islam.
Auch wenn leuchtstrukurähnliche Formen im arabischen Raum bereits für die vorislamische Zeit festgestellt werden können – so in der prähistorischen Felskunst und in Darstellungen der Sonnenscheibe – ist deren Kontinuität in die islamische Kunst fraglich. Zwar könnten arabische Nomaden diese Formen in ihre Ornamentik aufgenommen haben. Doch die islamische Kunst entwickelte sich insbesondere durch den Kontakt mit dem künstlerischen Erbe der neu eroberten Gebiete zur Zeit der arabischen Expansion. Zu den Merkmalen der islamischen Kunst gehört etwa der stark abstrakte und geometrische Charakter, der möglicherweise auch von den religiösen Vorbehalten gegenüber bildlichen Darstellungen herrührt. Am deutlichsten schlägt sich dieser Charakter in der Ornamentik nieder, die komplexer und präziser ist als ihre antiken Vorbilder…