Beschreibung
Das Phänomen der Mouches volantes wird in unserer Kultur vorwiegend im Einklang mit der modernen medizinischen Sicht verstanden, wo es als „Glaskörpertrübung“ gilt. Die Betrachtung bildlichen Materials aus früheren und aussereuropäischen Kulturen offenbart jedoch immer wieder abstrakte Symbole, die den typischen Strukturen der Mouches volantes ähneln. Mouches volantes könnten als mythologisches und spirituelles Phänomen gedeutet worden sein. Dies lässt darauf schliessen, dass die visuelle Wahrnehmung der Punkte und Fäden Dimensionen aufweist, die bis heute kaum bekannt sind. In diesem Artikel werden Mouches-volantes-Formen in der Bilderwelt der Industal-Kulturen in Pakistan und Indien vorgestellt.
Dieser Artikel basiert auf der Annahme, dass eine bereits im Jungpaläolithikum (ca. 40000-10000 v. Chr.) vorhandene „schamanische“ Ritualpraxis bzw. Ekstasetechnik zur vermehrten Wahrnehmung und Interpretation von entoptischen Phänomenen, darunter auch sog. Mouches volantes, geführt hatte. Dadurch haben diese visuellen Erscheinungen Eingang in die frühesten steinzeitlichen Malereien gefunden (vgl. Dowson/Lewis-Williams 1988; Tausin 2010b, 2006a). Als Konventionen durch die Zeit tradiert, oder auch aufs Neue von Schamanen und Mystikern beobachtet und interpretiert, könnten Mouches volantes und andere Erscheinungen auch die Kunst der ersten Hochkulturen inspiriert haben. In diesem Artikel sollen die frühen Kulturen und die Zivilisation im Industal (Pakistan, Nordwestindien) betrachtet werden, die sehr wahrscheinlich einen Einfluss auf die spätere vedische Religion und den Hinduismus ausübten. Weil die wenigen Schriftzeugnisse bisher nicht entziffert sind, ist die Interpretation von Mustern auf Keramik und Schmuck, Siegelbildern und anderen archäologischen Funden besonders vage. Die folgenden Bilder sprechen jedoch für die Möglichkeit eines schamanischekstatischen Einflusses inklusive der Wahrnehmung von Mouches volantes…