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Wenn Indra Mouches volantes sieht – Die Gemeinsamkeiten von Indras Netz und Mouches volantes

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Die Gemeinsamkeiten von Indras Netz und Mouches volantes

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Beschreibung

(Artikel von Floco Tausin, PDF-Datei)

Im chinesischen Hua-yen-Buddhismus wird die Erleuchtungsvision des Buddha als ein holografisches Universum beschrieben, in dem die einzelnen Gegenstände und Wesen alle anderen in sich enthalten und auf diese Weise mit allen anderen identisch sind. Eine Metapher, die dies bildlich veranschaulichen soll, ist das kosmische Netz des Gottes Indra. Indras Netz ist ein Ausdruck, der heute noch für soziale und technische Netzwerke gebraucht wird – und vielfältige Gemeinsamkeiten mit der dem leuchtenden „Netzwerk in unseren Augen“, den Mouches volantes, aufweist.

In vielen Mythen und Legenden der Welt taucht das Netz als Metapher und Symbol auf. Ein Netz dient einerseits dazu, etwas einzufangen, so wie der Schmiedegott Hephaistos seine untreue Gattin Aphrodite und ihren Liebhaber Ares während des Liebesaktes mit einem Netz aus Bronzedraht umhüllt, um sie dem Gespött der Götter auszusetzen. Anderseits ist das Netz bzw. das Weben eines Netzes eine Metapher für die Ordnung und die Schöpfungstätigkeit. Die griechischen Moirai etwa, die Personifikationen des Schicksals, weben das Netz des Lebens und Todes für jeden Menschen bei seiner Geburt.

Beide Vorstellungen treffen wir auch in der indischen Mythologie und Philosophie an. Im Epos Mahabharata ist es die Zeit (kala), die als kosmische Weberin das Schicksal des Universums und jedes einzelnen spinnt. Noch früher, in den Upanishaden, wird die Entstehung des Universums mit dem Weben des Netzes durch eine Spinne verglichen. So steht über das eine kosmische Urprinzip Brahman geschrieben:

„Der spinnegleich durch Fäden, die aus ihm als Stoff /
Entsprungen, sich verbarg nach seinem Sein, der Gott /
Verleih‘ Eingang in Brahman uns.“
(Shvetashvatara-Upanishad 6,10)…

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