Beschreibung
Mouches volantes – Glaskörpertrübung oder Bewusstseinslicht? Der Blick auf frühere Kulturen lässt vermuten, dass Mouches volantes für eine Vielzahl von Menschen eine spirituelle Bedeutung hatten. In diesem Artikel werden Mouches-volantes-Motive in der antiken griechischen Kultur vorgestellt.
Alle haben sie, fast alle sehen sie, und nur wenige schauen hin: die vereinzelten, transparenten und beweglichen Punkte und Fäden im Blickfeld, in der Augenheilkunde „Mouches volantes“ genannt und als Glaskörpertrübung erklärt. Dieser Artikel basiert auf der Erfahrung, dass diese Punkte und Fäden – die „Leuchtstruktur Mouches volantes“ (Tausin 2012) – keine Trübung, sondern eine leuchtende Struktur und Ausdruck unseres Bewusstseinszustandes sind. Diese Einsicht kam zu mir durch meinen Lehrer Nestor. In meiner weiteren Forschung fand ich zahlreiche Hinweise darauf, dass die Kugeln und Fäden der Leuchtstruktur – zusammen mit anderen entoptischen Erscheinungen – bereits von früheren Menschen vieler Kulturen wahrgenommen wurden. Die Vermutung ist, dass frühe Ekstatiker oder Schamanen sie während Praktiken der rituellen Bewusstseinsveränderung gesehen, mythisch oder spirituell gedeutet, künstlerisch ausgedrückt und damit an spätere Generationen vermittelt haben. Dieser Artikel unterstützt diese Sicht, indem er die Leuchtstruktur-ähnlichen Formen in der antiken griechischen Kultur präsentiert. Im Zentrum stehen die Kunst, Religion und Philosophie der Epochen der Geometrik, Archaik und Klassik (ca. 1000-338 v. Chr.).
Das antike Griechenland
Punkte, konzentrische oder gepunktete Kreise, Wellen, Zickzacklinien, Gittermuster und Spiralen gehören neben naturalistischen Darstellungen zum Repertoire der frühen Kunst in ganz Europa, von der Altsteinzeit bis in die Bronzezeit. Dies gilt auch für die im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. blühenden bronzezeitlichen Hoch- und Schriftkulturen Griechenlands, die minoische Kultur auf Kreta und die mykenische Kultur auf dem griechischen Festland…